Die langläufige Meinung, dass alle amerikanische Autos Heckantrieb haben, ist ein Irrglaube. Nicht nur heutzutage finden sich in den Modellpaletten der US-Hersteller zahlreiche Fronttriebler, auch schon in den Sechziger Jahren bauten die Amerikaner Autos mit Vorderradantrieb, wie der hier gezeigte 1966er Oldsmobile Toronado beweist
Der 66er Toronado gilt bis heute als Meilenstein in der Geschichte des amerikanischen Automobilbaus. Auf Basis der Buick Rivieras entwickelten die GM-Ingenieure ein großes, sportliches Coupe allerdings teilten sich beide weder das Blechkleid noch den Antrieb.
Der Toronado war der erste amerikanische Fronttriebler seit dem Cord 810 aus den 30er Jahren. Unter der Haube des gewaltigen Coupés mit 5,36 Metern Länger arbeitete ein stinknormaler 425 ci-V8-Motor, an dem hinten eine dreistufige Automatik angeflanscht war. An den Ausgang des Getriebes allerdings schloss sich keine Kardanwelle an sondern eine interessante Konstruktion, bestehend aus einer Kette und Zahnrädern, die die Kraft an die Vorderachse übertrug.
Doch warum kehrten die Olds-Leute bei dem Toronado dem Heckantrieb den Rücken zu? John B. Belz, der Chef-Ingenieur von Oldsmobile, stellte die Vorteile des Frontantriebs heraus: Wenn die komplette Antriebseinheit vorne untergebracht ist, bleibt mehr Freiraum für die Innenraumgestaltung. Und tatsächlich: Beim Blick in den Innenraum fällt der fehlende Kardantunnel auf.
Schaut man jedoch die äußere Form des Toronados an, würde man den für diese Zeit seltsamen Antrieb wohl kaum vermuten. Typisch Sechziger Jahre wartet die Karosserie mit einer langgezogenen Motorhaube und einem eleganten Fastback-Heck auf. Allein die weit ausgestellten Kotflügel vorn könnten einen Hinweis auf den Frontantrieb geben
Das konservative Amerika blickte skeptisch auf die Technik, die später auch im Cadillac Eldorado Einzug halten sollte. Aber immerhin rund 41.000 Exemplare konnte Oldsmobile im Premierenjahr absetzen, für das facegeliftete 67er Modell fanden sich aber nur knapp halb soviel Kunden.
Sicherlich waren auch einige Probleme, die sich durch den Antrieb ergaben, Schuld an der geringen Nachfrage. So galt der Toronado als Reifenkiller. Die potente Leistung des Sieben-Liter-Motors wirkte auf die Lenkung und Reifen aus, letztere sollen oft nur 6.000 Meilen gehalten haben.
Was kein Wunder wäre, schließlich wurde der Toronado seinem Namen gerecht. Welches Auto dieser Klasse erreichte seinerzeit eine Höchstgeschwindigkeit von 135 mph (217 km/h) beschleunigte auf 100 km/h in 8,5 Sekunden?
Der Oldsmobile Toronado debütierte am 14. Oktober 1965 in zwei Versionen: Standard und Deluxe, mit einem Einstiegspreis von 4.585 Dollar. Die Grundversion war bereits gut ausgestattet, kam mit elektrischer Uhr, Zweistufen-Scheibenwischer und zwei breiten Sitzbänken für sechs Personen. Das Deluxe Model erhielt Einzelsitze mit klappbarer Mittelarmlehne, etwas Chrom für den Innenraum und schicke Trimmringe für die Felgen.
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Der Oldsmobile Toronado, gerade der der ersten Generation 1966/`67, ist heute ein beliebtes Sammlerobjekt. Thomas Kocsil aus dem österreichischen Werndorf bei Graz ist stolzer Besitzer eines 66er Oldsmobile Toronados. Er erstand sein Frontriebler-Muscle-Car bereits 1997. Es handelt sich bei seinem Toronado um ein seltenes Exportmodell mit km/h-Tacho und ohne Klimaanlage.
Das Auto stand bei mir in der Nähe bei meinem damaligen Mechaniker in der Halle, erzählt Thomas, der gleich von dem Fahrzeug fasziniert war. Leider war der Zustand nicht gut, es war massenhaft Spachtel am Auto, der an manchen Stellen schon abbröckelte, erinnert sich der Österreicher. Der Kofferraumboden war durchgerostet und im Innenraum wohnten Mäuse. Der Motor war original, lief aber nur auf fünf Zylindern. Dafür war der Wagen aber im Großen und Ganzen komplett.
Das damals weiße Auto wurde von Thomas und seinem Bruder Robert komplett zerlegt und bis aufs Blech entlackt, neu gerichtet und vermessen. Für die Karosserie fertigten die Beiden neue Bleche an, die Schweißstellen wurden anschließend verzinnt. Konnten die beiden Brüder soweit alles selbst machen, die Lackierung ließ Thomas von einer Fachfirma auftragen - diese fiel im Originalton aus mit ein paar Highlights
Auch den Motor überholte Thomas mit Hilfe seines Bruders. Der 7,0-Liter-Block wurde zerlegt und mit neuen Schmiedekolben (0,30 Übermaß) versehen. Ein Fachmann hatte den Block aufgebohrt und die Kurbelwelle feingewuchtet. Anschließend konnten Thomas und Robert den Motor wieder zusammenbauen. Dabei erhielt der 425-ci-V8 eine Offenhauser-Ansaugbrücke samt passendem Holley-Vierfachvergaser.
Während der Motor zum Überholen war, kümmerten sich die beiden Brüder um das Automatikgetriebe und das Fahrwerk, welches mit neuen Buchsen, Lagern und Gasdruckdämpfern versehen wurde. Auch die Trommelbremsen wurden in diesem Zusammenhang repariert. Schließlich will man beim Cruisen auf der sicheren Seite sein.
Da die Beschaffung von Ersatzteilen äußert schwierig war, musste alles bis auf Motorteile und Fahrwerksteile aufgearbeitet oder irgendwie nachgebaut werden. Abhilfe schaffte ein zweites 66er Toronado Exemplar, das als Ersatzteilspender diente.
Doch durch den neuen Ansaugtrakt hatte sich die Höhe verändert, die Motorhaube schloss nicht mehr, da konnte auch ein K&N-Luftfilter nicht viel ändern. Der Motor funktionierte aber so gut, dass wir das alte Originalzeugs nicht wieder draufbauen wollten, erinnert sich Thomas. Die Idee kam von einem Poster eines 69er Z/28-Camaros, das in Thomas Halle hängt: Der Z/28 hat eine Cowl Induction Hood, die uns die Inspiration gab, erklärt Thomas.
Die erste Variante aus einem laminierten Kunststoff-Scoop sollte nicht lange währen, weshalb Thomas dem Spengler- und Lackierbetrieb den Auftrag gab, ein Scoop aus Metal zu fertigen. Ich glaube, dass der Scoop super in das Gesamtdesign des Toronado integriert ist, als wäre er original ab Werk so!, meint der Österreicher.
Schließlich wurde der von Mäusen bewohnte Innenraum auf Vordermann gebracht und von einem Sattler professionell mit weißem Kunstleder und einem neuen Teppich versehen, so dass Thomas im Februar 2007 die Restauration abschließen konnte.
Thomas und sein Bruder Robert investierten viel Zeit, Geld und Schweiß in den 66er Oldsmobile Toronado. Verkaufen will Thomas seinen Fronttriebler nicht, da steckt zuviel Herzblut drinnen!
Dabei hatte der 32-Jährige bereits einige US-Cars in seiner Garage stehen, darunter ein 94er S10 Blazer, 82er Z/28 Camaro, 91er GMC Syclone, 95er Pontiac Trans Am und ein 1998er Camaro SS Cabriolet. Seit 2007 hat der Ami-Fan auch noch einen 2004er Chevy SSR in der Garage. Beide Fahrzeuge werden nur bei schönem Wetter aus der Garage geholt und natürlich auch zu Treffen "ausgeführt" !
AmeriCar-Facts
Antrieb: OHV-V8, 425 ci, 6.964 ccm, 385 PS, HolleyVierfach-Vergaser, Offenhauser-Ansaugspinne, K&N Luftfilter, Mallory-Verteiler, Doppelrohrauspuffanlage; Dreistufen-Automatik, Frontantrieb
Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Drehstabfedern, KYB-Gasdruckdämpfer, 20 mm-Tieferlegung, Stabilisator, Trommelbremsen; hinten Starrachse, Blattfedern, vier Monroe-Gasdruckdämpfer, Trommelbremsen
Räder: 6x15-Stahlfelgen mit Radkappe auf Cooper 235/70 R15 mit Weißwand
Sonstiges: Lufthutze á la `69er Camaro SS,
38 Bilder Fotostrecke | Innovativer Oldsmobile: 1966er Olds Toronado: Seltenes US-Car mit Frontantrieb
34 Bilder Fotostrecke | Resto-Ration: Innovativer Oldsmobile: Seltenes US-Car mit Frontantrieb
12 Kommentare
Kleinestuerbchen2404
2. April 2009 14:04 (vor über 15 Jahren)
ARON
2. April 2009 13:48 (vor über 15 Jahren)
Kleinestuerbchen2404
2. April 2009 13:04 (vor über 15 Jahren)
ARON
2. April 2009 12:24 (vor über 15 Jahren)
Kleinestuerbchen2404
2. April 2009 09:07 (vor über 15 Jahren)
ARON
1. April 2009 19:30 (vor über 15 Jahren)
Kleinestuerbchen2404
1. April 2009 14:27 (vor über 15 Jahren)
Tommyboy
1. April 2009 14:10 (vor über 15 Jahren)
ARON
1. April 2009 13:04 (vor über 15 Jahren)
Kleinestuerbchen2404
1. April 2009 11:01 (vor über 15 Jahren)
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