Porsche-Killer, Benz-Jäger und BMW-Nerver in Einem!

One Fine Sixty-Nine: 1969er Chevrolet Camaro Z/28

Porsche-Killer, Benz-Jäger und BMW-Nerver in Einem!: One Fine Sixty-Nine: 1969er Chevrolet Camaro Z/28
Erstellt am 10. August 2009

Der Chevrolet Camaro ist heute wegen seines 2010er Retro-Modells wieder in aller Munde und feiert ein riesiges Comeback. Der neue „Modern Muscle“ orientiert sich an der ersten Modellgeneration, von der AmeriCar.de Euch hier ein seltenes Z/28 Exemplar präsentiert.

Sechs Monate nach der Premiere des Camaros 1966 geben die Chevrolet Jungs die Produktion eines rennfertigen Camaros, den Z/28, bekannt. Grund war die Trans Am Rennserie des Sports Car Club of America (SCCA), in der die Konkurrenten mit ihren „Pony Cars“ unterwegs waren. Um zu der Serie zugelassen zu werden, durften diese Fahrzeuge auf einem maximal 116” langen Radstand aufbauen und einen Motor mit höchsten 305 ci haben. Dazu mussten pro Modelljahr mindestens 1.000 Exemplare gebaut werden.

Der neue Z/28 sollte diese Vorgaben erfüllen und wurde zum Wunschtraum vieler Rennwagenfahrer: Heavy Duty Fahrwerk, Scheibenbremsen vorne, spezielle Trommelbremsen hinten sowie 15“-Felgen von der Corvette mit breiten 7,75x15“ Reifen waren die Eckdaten des Pony Cars. Dazu kamen ein Viergang-Schaltgetriebe und der neue 302-ci-V8-Motor. Neu war der Motor aber eigentlich nicht wirklich, denn die findigen Ingenieure nahmen einfach den bekannten 327er-Smallblock und verbauten in diesem die Kurbelwelle aus dem alten 283er Motor – und kamen so auf den Hubraum von 302,4 Kubikzoll.

Die Leistung wurde damals mit vorsichtigen 290 PS bekannt gegeben, doch dank des 800 cfm großen Holley Vierfachvergasers auf der Ansaugbrücke mit großen Einlässen, den größeren Ventilen und der 346°-Nockenwelle sowie den Gussfächerkrümmern lag diese bei fast 400 Pferdestärken! Chevrolet bezeichnete den Z/28 als “The closest Thing to a 'Vette, yet!" – und das nicht ohne Grund! Das amerikanische Fachmagazin “Car & Driver” fuhr den Z/28 in nur 6,7 Sekunden auf 100 km/h – im Vergleich, ein SS-350 mit Viergang-Schaltgetriebe benötigte für diesen Sprint 7,8 Sekunden und ein 327er mit Automatik knapp elf Sekunden!

Small Block Power für die Rennserie

Die für die Homologation benötigten Chevrolet Camaros Z/28 waren normale Camaros, die ein Z/28 Paket erhielten, das neben dem 302-ci-Small Block aus einem Satz auffälliger Rennstreifen auf Haube und Kofferraumdeckel, ein Viergang-Schaltgetriebe, Scheibenbremsen vorne, Fächerkrümmer und Zwei-Kreis-Bremssystem bestand. Wer wollte, konnte seinen Z/28 mit weiteren Goodies wie Positraction-Sperrdiffenzial, Heckspoiler und Rallye Sport Appearance Paket ausstatten. Doch der Z/28 war nicht so erfolgreich wie erhofft – zumindest nicht in der Trans Am Serie, wo er in den Jahren 1966 und `67 lediglich drei Mal siegen konnte.

Für das 68er Modell wurden einige Verbesserungen vollzogen. Neben den serienmäßigen Scheibenbremsen vorne gab es diese nun auch optional für die Hinterachse. Dazu wurden die mehrlagigen Blattfedern hinten gegen so genannte „Mono-Leaf“-Einblattfedern getauscht und eine doppelte Vierfach-Vergaser-Kombo als 500 Dollar Option angeboten.

Summer of 69!

Zum 69er Modelljahr gab es – wie bei den “normalen” Camaros – ein Facelift für den Sportwagen. Für 458 Dollar extra auf die 2.726 Dollar Basispreis des Camaro Coupés gab es die Regular Production Order (RPO) Z28, die das Fahrwerkspaket F41 mit E70X15 Reifen auf 7” breiten Felgen beinhaltete. Dazu gab es eine verbesserte Lenkung und doppelte Rallye-Streifen. Ebenfalls im Angebot, die vierfachen Scheibenbremsen, die jedoch lediglich 206 Mal geordert wurden, davon die Hälfte für reine Rennwagen.

Der 302 ci V8 war auch 1969 nur für den Z/28 lieferbar und sollte 290 PS bringen, doch auch hier ergaben die Dyno-Tests eine Leistung von knapp 400 PS. Die Händler installierten auf Kundenwunsch dazu eine Ansaugbrücke mit zwei 600 cfm Vierfachvergasern und eine spezielle Auspuffanlage. Optional sog eine böse wirkende “Cowl Induction"-Motorhaube mit rückwärtigem Lufteinlass frische Luft vor der Frontscheibe weg und lieferte diese zu dem tiefeinatmenden Fünf-Liter-Small Block, der nun mit vier Hauptlagern ausgestattet war. Die Räder kamen fortan mit schmaleren sechs Zoll breiten Rädern mit E70-15 High Performance Reifen

302-ci-V8 und Viergang-Schalter!

Der 1969er Chevrolet Camaro Z/28 kam mit einem per Hurst-Schalthebel bedienten Viergang-Schaltgetriebe und kurzer 3.73:1-Hinterachsübersetzung. Optional ging es mit der 4.10:1-Übersetzung, auf Wunsch auch als Positraction- mit Sperrdiffenzial, noch kürzer! Ergänzt werden konnte das Rally Sport Package, das transparente Abdeckungen (Louvers) für die versteckt angeordneten Scheinwerfer beinhaltete.

Die 1969er Camaro Z/28 wurden ein größerer Erfolg: Der 69er gewann nämlich acht von zwölf SCCA-Rennen in 1969 und der bekannte Rennfahrer Mark Donohue holte im August '69 in Laguna Seca den vierten Sieg in Folge und damit den Manufacturer's Title! Auch in Sachen Verkauf war der 69er Z/28 erfolgreicher: Verkaufte Chevrolet im 67er Modelljahr gerade mal 602 Exemplare, waren es 1968 immerhin schon 7.199 Stück. Die Erwartungen wurden für das 69er Modell aber vollends übertroffen, denn der Z/28 verkaufte sich 19.014 mal. Der 69er Camaro Z/28 war vielleicht nicht das schnellste Modell, aber aufgrund seiner Technik und Optionen bis heute wohl der beliebteste Z/28.

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Genau in einen solchen Camaro hatte sich auch Andreas Bertram verguckt. Der gebürtige Kölner hatte seinen ersten „Kontakt“ zu den US Cars, als er mit 19 Jahren mit seinem Vater einen befreundeten Schrotthändler besuchte. „Während mein Dad auf der Suche nach einem passenden Ersatzteil für ein Kundenauto war, stöberte ich mal wieder in den Tiefen des Schrottplatzes herum“, erzählt Andreas. In der hintersten Ecke entdeckte er einen riesigen Klumpen, der einmal ein 77er Chevy Camaro gewesen zu sein schien – vor der Kollision mit einem LKW! „Da war‘s also passiert, den wollte ich haben und habe meinen Dad solange genervt bis er gemerkt hat, dass er mit seinen Argumenten wie ‚Spritfresser‘, ‚nur für’s Geradeausfahren‘, ‚keine Ersatzteile usw.‘ keinen Erfolg hatte“, berichtet Andreas.

Sein Vater lieh ihm die 3000 DM, auch wenn der damals 19-Jährige keine Ahnung hatte, wie er das jemals zurückzahlen sollte. Dazu kamen ja noch die Reparaturkosten und der Unterhalt auf ihn zu. „Gott sei Dank gab’s einen zweiten 78er Camaro als Teilespender mit dazu. Außerdem hatte der Typ noch Platz in einer Halle wo ich mich ein paar Wochen austoben durfte“, erinnert sich der heute 39-Jährige.

Camaro Fanatisch!

In den folgenden drei bis vier Monaten baute Andreas aus zwei ziemlich mitgenommenen Camaros Einen auf. „Das klappte soweit ganz gut, außer das ich immer wieder feststellen musste das der 77er mit dem 78er weniger Gemeinsamkeiten hat, was die Karosse betrifft, als es zuerst den Anschein hatte. Aber mit einigen Schweißarbeiten und jede Menge Prestolit hat‘s dann doch geklappt und das Ergebnis war fürs erste Mal ganz ansehnlich…,“ meint Andreas.

Der Weg war bereitet und es folgten zwei mehr oder weniger Komplettumbauten des Camaros, bis der Diplom-Ingenieur der Fahrzeugtechnik diesen irgendwann mal gegen einen Pontiac Fiero eintauschte und nach zwei Jahren wiederum gegen einen GMC Pickup tauschte usw. „Aber der Camaro ging mir nie so wirklich aus dem Kopf“, erinnert sich der 39-Jährige, „irgendwann mal sah ich einen Camaro der ersten Generation und von da an stand fest: So einen willst du haben.“

Guter Gechmack kostet!

Andreas Wahl fiel damals auf einen 68er oder 69er SS Cabrio, aber diese Modelle waren recht selten und teuer, bei seiner Suche stieß der Bergheimer auf ein Z/28-Modell. „Je mehr ich mich damit beschäftigte desto mehr wuchs die Entschlossenheit: Dieser oder keiner! Aber der sollte irgendwie noch seltener und teurer sein…“, erkannte Andreas.

Sechs Jahre lang sparte der Diplom-Ingenieur jeden Cent und machte sich schließlich auf die Suche. Nach rund zwei Jahren intensiver Suche weltweit, Recherche im Internet und zwei USA-Urlauben, welche ausgiebig zur Suche nach einem originalen Z/28 genutzt wurden, hat der 39-Jährige seinen Wagen letztendlich über‘s Internet bei einem Händler in Ohio gefunden. „Nach Austausch von etlichen Fotos, Nummern, einem ausführlichem Video, vielen Daten und Fakten sind wir uns dann einig geworden und ich habe zugeschlagen“, meint Andreas.

Im September 2000 kaufte Andreas den 69er Z/28 Camaro und per Roll-on-Roll-off (RoRo) mit der Fa. Harms nach Deutschland verschifft. „Nachdem ich ihn abgeholt hatte, ging’s über die Autobahn zum Flughafen-Zoll mit Zwischenstopp auf einem Rastplatz, wo der Oldtimer-Gutachter schon mit dem soweit vorbereitetem Gutachten wartete“, erzählt Andreas, „nach letztem Check überreichte er mir das Gutachten, u.a. mit der Bescheinigung, dass es sich bei dem Z/28 um ein ‚Sammlungsstück von geschichtlichem Wert‘ handelt, was beim Zoll die sonst üblichen Steuern auf 7% zu drückt – TARIC-Code 9705!“

Eigentlich hatte Andreas einen Z/28 in „Cortez-Silber“ oder „Tuxedo-Black“ haben wollen, „aber mittlerweile bin ich froh, dass ich mich doch für das ‚Daytona-Yellow‘ entschieden habe - der Auffälligkeitsfaktor ist doch um einiges größer!“ Optik schön und gut, aber wichtig war auch die Originalität. Bei dem Wagen handelte sich nachweislich um einen originalen Z28 mit einem DZ302-Motor, der sogar die gewünschten Options hatte, wie die Zusatzinstrumente für Benzin, Öl, Temperatur und Ladestrom auf der Mittelkonsole, Spoiler, M21-Muncie-Viergang-Schaltgetriebe und Scheibenbremsen.

Zu 99% original!

„Soweit ich das beurteilen kann, ist der Wagen zu 99% im Originalzustand, lediglich die Krümmer wurden wohl direkt nach dem Kauf gegen High-Performance Header getauscht“, erklärt der Diplom-Ingenieur, der seinen Wagen auch in seinem Wunschzustand 2+ bekommen hat. „Durch meine US-Urlaube wusste ich, dass die Amis unter einer perfekten Restoration doch etwas ganz anderes verstehen.“

„Nach den üblichen Modifikationen für den deutschen TÜV und dem üblichen Stress mit sturen Beamten beim Straßenverkehrsamt blubbert der ‚Z‘ nun seit fast neun Jahren ohne größere Probleme so oft es geht über die Straßen. Einzig die Kupplung und die hinteren Blattfedern waren letztes Jahr fällig“, erklärt Andreas, der auf den Treffen in seiner Gegend unterwegs ist und „eventuell hin und wieder mal den ein oder anderen Zeitgenossen aus München, Stuttgart oder auch Zuffenhausen ein bisschen ärgern wird…“



Text und Fotos: Thomas Frankenstein

AmeriCar-Facts

41 Bilder Fotostrecke | Porsche-Killer, Benz-Jäger und BMW-Nerver in Einem!: One Fine Sixty-Nine: 1969er Chevrolet Camaro Z/28 #01 #02 1969er Chevrolet Camaro Z/28



Antrieb: OHV-V8,302 ci, 4.949 ccm, 290 PS bei 5800 U/min, 420 Nm bei 4200 U/min, 800-cfm-Holley-Vierfachvergaser (#4053), Fächerkrümmer; Viergang-Schaltgetriebe (Muncie M21), Heckantrieb, Achsübersetzung 3,73:1

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern, Gasdruckdämpfern, Stabilisator, Scheibenbremsen; Hinten Starrachse mit Blattfedern, Gasdruckdämpfer, Trommelbremsen

Räder: Stahlfelgen mit Radkappe, 7x15“ mit

Sonstiges: Hurst-Schalthebel, Farbe: Daytona-Yellow

Höchstgeschwindigkeit (km/h): 211

Beschleunigung (Sek): 6,7

Produktion: 19. 014 (1969 / Z/28)

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4 Kommentare

  • Z28

    Z28

    Hi Uwe, ja, war noch Klasse.Sind noch ins Roadstop zum Burgeressen gefahren (wirklich zu empfehlen). Mein Camaro wiegt ca. 1710kg. Hast deinen also ganz gut abgespeckt. Grüße aus Köln
  • Lehnert

    Lehnert

    Hallo Andreas ich hoffe Ihr habt noch einen schönen Abend gehabt eine Frage noch wie schwer ist dein Camaro unser wiegt nach dem Umbau 1580 KG leer . Gruß aus Gladbeck
  • Herb

    Herb

    Weil ich mich gerade über den Cruze aufgeregt habe: der Camaro war vor 40 Jahren nicht teuerer als es der Cruze heute ist. Aber der Camaro ist ein Auto das auch 40 Jahre später noch geil ist. Das ist Kult! Aber ich wette von den ganzen Chevrolet-Hansels, die hier was von Kult erzählen und Cruzes mit rallystreifen aufbretzeln, ist bisher noch keiner in so einem Camaro gesessen. vermutlich mögen sie noch nichtmal die geniale Form
  • Petrolhead

    Petrolhead

    Wunderbarer 1st Gen. Camaro !

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